Klirrende Kälte und heiße Blaubeersuppe

12. Apr 2018

Der Vasaloppet gilt als das größte und härteste Skilanglaufrennen der Welt. Aber er ist so viel mehr als eine Sportveranstaltung. Wenn im tief verschneiten Sälen in Westschweden 15.800 Menschen auf Skiern loslaufen vibriert die Luft. Und da sprechen wir nur vom Hauptrennen der Winter Week.

Man bekommt Gänsehaut bei diesen Bildern. 15.800 Menschen reisen aus 49 Ländern an, sammeln sich um 8 Uhr morgens. Stehen in der tief verschneiten Landschaft. Das Thermometer zeigt -15 Grad. Man spürt die Vorfreude. Aber auch die Anspannung. Denn alle haben hart trainiert, um es sich zuzutrauen. Das größte und härteste Skilanglaufrennen der Welt. Jeder einzelne hat seine ganz eigene Motivation, jede Sportlerin und jeder Sportler kommt mit einer eigenen Geschichte nach Sälen. Einer Geschichte, die von intensiver Vorbereitung erzählt, von vergangenen Rennen und vom Traum, die 90 Kilometer von Sälen nach Mora zu schaffen.

Die Schneelage war in diesem Jahr sehr gut, es war auch nochmal Neuschnee gefallen. Und die Temperaturen lagen deutlich unter null. 
Das Team von est und mika:timing traute seinen Augen kaum, als das Thermometer an einem Morgen der Vasaloppet Winter Week -32 Grad anzeigte. Für die Zeitnahmeexperten hieß das dann nicht nur „warm anziehen“. Mehr Sorgen machten sie sich um das Equipment. Bei so extremer Kälte muss man sich ganz besonders um die Technik kümmern. Das Team ließ die Zeitmesssysteme eingeschaltet und draußen, damit sie warm und in Betriebsmodus blieben. Wo das nicht möglich war, wurden die Systeme so lange in beheizten Räumen aufgewärmt, bis sie zum Einsatz kamen. Batterien mussten im Warmen aufgeladen werden, öfter als gewohnt.

Für Wärme von innen sorgt die äußerst beliebte heiße Blaubeersuppe, die seit 1958 an den Verpflegungsstationen an die Teilnehmer – und auch an das Zeitnahmeteam – ausgegeben wird. Begleitet wird dieser Vorgang traditionell mit fröhlichen Anfeuerungsrufen.

Über die Jahre hinweg haben die Veranstalter ihr Konzept weiterentwickelt und angereichert. Sie haben beispielsweise eine Nachhaltigkeitsstrategie formuliert und strenge Regeln aufgestellt. Nachhaltige Rennen zu organisieren liegt ihnen am Herzen. Wer Abfall auf der Strecke wegwirft und erwischt wird, erhält eine 15-Minuten-Zeitstrafe. Es ist genau geregelt, wo Abfall entsorgt werden kann. In einer Zone an den Versorgungsstationen kümmern sich freiwillige Helfer darum, die weggeworfenen Becher in Sekundenschnelle einzusammeln. Die Becher werden selbstverständlich recycelt. Sogar um die Auswirkungen, die das Skiwachs auf die Natur haben kann, macht man sich Gedanken und ist im Dialog mit Teilnehmern über umweltfreundliche Alternativen.

Die Vasaloppet Arena rund um die 90-km-Strecke zwischen Sälen und Mora ist Naturschutzgebiet und bietet Naturfreunden das ganze Jahr über vielfältige Möglichkeiten vom Wandern, Mountainbiken, Fischen, Skilanglauf. Der Weg von Sälen nach Mora führt durch wunderschöne Wälder, kleine Ortschaften, an historischen Plätzen und interessanten Sehenswürdigkeiten vorbei.

Im Ziel in Mora begrüßt ein Schild die ankommenden Langläufer. Darauf steht: „In den Spuren der Väter, für Siege in Zukunft.“ Die Geschichte des Vasaloppet reicht ins 16. Jahrhundert zurück. In die Zeit, als Schweden noch zu Dänemark gehörte. Gustav Eriksson Vasa organisierte den schwedischen Widerstand gegen den dänischen König Christian. Auf seinem Weg nach Norden, auf seiner Revolutionskampagne könnte man sagen, wurde er von den Truppen des Königs verfolgt. In Dalarna hatten sie ihn eingeholt. Die dortige Bevölkerung half ihm, aber noch bevor er sie überzeugen konnte, sich ihm anzuschließen, musste er erneut fliehen. Auf Skiern machte er sich von Mora auf Richtung Norwegen. Sehr bald entschieden die Einwohner von Dalarna, Gustav ins einem Kampf gegen den dänischen König zu unterstützen. Sie schickten ihre beiden besten Skiläufer los, um ihn zurückzuholen. Sie brauchten bis Sälen, dann hatten sie ihn eingeholt. Gustav führte den Widerstand an und wurde 1523 zum König von Schweden gewählt. Das Skilanglaufrennen, das als Vasaloppet an diese Geschehnisse erinnern sollte, fand am Sonntag, den 19. März 1922, zum ersten Mal statt. Heute ist der Vasaloppet Höhe- und Schlusspunkt der so genannten Vasaloppet Winter Week. An den insgesamt 10 Rennen dieser Rennwoche haben in diesem Jahr 65.000 Sportlerinnen und Sportler aus 70 Ländern teilgenommen.

Der Vasaloppet 2019 findet am 3.3. statt. Die Startplätze sind bereits vergeben. Wie in jedem Jahr dauerte es nur wenige Stunden. Insgesamt haben sich für die Rennen der Winter Week bereits 30.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet. Die Website www.vasaloppet.se informiert, für welche Veranstaltungen es noch Startplätze gibt. Bis zum nächsten Jahr in Sälen!

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